Die u.a. mit dem Ignatz- und Eisner-Award, dem Printz Honor und dem Caldecott Honor für besondere Bilderbuchkunst ausgezeichnete Graphic Novel „Ein Sommer am See“ der kanadischen Cousinen Mariko und Jillian Tamaki hebt sich von solchen Mythen ab. Denn der titelgebende (und, so steht zu vermuten, letzte) Sommer am See entlässt seine beiden Hauptfiguren, die Freundinnen Rose und Windy vor allen Dingen ratlos. Alljährlich sehen sich die zwei beim Familienurlaub am Avago Beach. Aber zu den einst sorglosen Spielen am Strand treten nun neue Komponenten: Rose himmelt insgeheim den jugendlichen Drugstore-Verkäufer des kleinen Nests an, und die eineinhalb Jahre jüngere Windy spricht womöglich etwas zu oft über ihre wachsenden Brüste. Weder erwachsen noch kindlich üben sie sich in Initiationsritualen, wie sie diese neue Parallelwelt zu verlangen scheint: Man trainiert die diffuse Furcht in den eigenen vier Ferienhauswänden beim Schauen von Splatterklassikern wie „Texas Chainsaw Massacre“ oder „Freitag der 13.“ und versucht sie draußen in der Begegnung mit Gleichaltrigen durch leidlich ausgestellte Coolness zu überspielen.
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